Alfred Maierhold: Warum moderne Rasenpflege jetzt Hightech braucht

Alfred Maierhold kennt jeden Zentimeter Rasen – und jeden Fehler, den Gartenbesitzer machen. Als ausgebildeter Greenkeeper und Inhaber von Rasen Maierhold ist er seit 2004 Experte für gesunde Grünflächen. Im Gespräch zeigt er, warum moderne Rasenpflege mehr Wissen als Werkzeug braucht – und wie selbst Hitze, Unkraut & Pilze kontrollierbar bleiben.
Wirtschaftsmacher.com: Herr Maierhold, was kann man sich unter einem Greenkeeper vorstellen?
Alfred Maierhold: Der Greenkeeper ist eine Ausbildung, die in der Greenkeeper Akademie in Österreich angeboten wird – und zwar nur einmal, nämlich in Wart in Siebenstein bei einer landwirtschaftlichen Fachschule. Wir beschäftigen uns grundsätzlich mit Gras, Gräsern, der Gesundheit der Gräser, dem Boden, der Ernährung, der Düngung und den Schnittfrequenzen. Das ist eine ganz normale Grundausbildung, vergleichbar mit einer Lehrzeit, und danach folgt die Lehrabschlussprüfung. Dann ist man Greenkeeper.
Wirtschaftsmacher.com: Und was erledige ich als Greenkeeper für meine Kunden?
Alfred Maierhold: Grundsätzlich ist es so, dass der Kunde, der mich wählt oder anruft, meist ein größeres Problem mit seinem Rasen hat. Oft sind viele verschiedene Unkräuter vorhanden oder es gibt einen starken Auflauf. Viele wissen nicht, wann sie düngen müssen, wie sie düngen sollen oder wie sie vertikutieren sollen. Auch die Frage, wann und warum man vertikutiert, ist für viele unklar. Viele machen das einfach unbewusst, weil es die Werbung vorgibt. Dann bin ich zur Stelle und rette, was noch zu retten ist.
Wirtschaftsmacher.com: Was sind die größten Probleme, die auftreten können, wenn man sich nicht ausreichend um den Rasen kümmert?
Alfred Maierhold: Unser Gras ist so aufgebaut, dass es nur 8 bis 12 cm Wurzeltiefe hat. In diesem Bereich ist der Nährstoff relativ schnell erschöpft. Andere Lebewesen ziehen ebenfalls Nährstoffe aus dem Boden, und das Gras kann Stickstoff nicht aus der Luft aufnehmen. Das heißt, wir leben immer nur von dem, was im Boden vorhanden ist. Wenn der Boden erschöpft ist und man nichts zuführt, wird das Gras schwächer, lichter, und die entstehenden Lücken bieten Unkraut den optimalen Platz zum Wachsen.
Wirtschaftsmacher.com: Das heißt, man muss sich entsprechend darum kümmern.
Alfred Maierhold: Unsere Unkräuter sind alle zweikeimblättrig, das heißt, sie ziehen Energie auch aus der Luft. Sie brauchen nur ein wenig Lufttemperatur, den passenden Boden und etwas Freiheit – dann sind sie schon da.
Wirtschaftsmacher.com: Das heißt, die konkreten Punkte sind wirklich die Düngung.
Alfred Maierhold: Grundsätzlich starten wir das Jahr immer mit einer Düngung. Ich spreche von drei Düngungen pro Jahr: die Starterdüngung, dann nach etwa acht bis zehn Wochen die nächste Düngung. Im Sommer gebe ich keine Düngung, da kann viel schiefgehen. Im Herbst dann wieder, damit die Schäden, die im Sommer eventuell entstanden sind, wieder zuwachsen können.
Wirtschaftsmacher.com: Und auf welche Grünfläche muss man sich so intensiv mit diesen Themen konzentrieren?
Alfred Maierhold: Für jede Grünfläche, auf der man einen wirklich schönen Rasen haben möchte, ist das unabdingbar.
Wirtschaftsmacher.com: Also muss man düngen. Das Gras braucht Nährstoffe, und die müssen zugeführt werden. In welcher Form – ob organisch, organisch-mineralisch oder mineralisch – ist dabei grundsätzlich nicht entscheidend. Sie kümmern sich aktuell hauptsächlich um kommunale Grünflächen, also um Gemeinden, aber auch um Privathaushalte?
Alfred Maierhold: Der größte Anteil unserer Kunden sind private Haushalte. Kommunal betreue ich eher kleinere Flächen, technisch gesehen sind das oft Sportplätze oder Sportplatzanlagen, wo ich mein Wissen zur Verfügung stelle und die passenden Produkte anbiete. Auch mechanische Arbeiten wie Sportplatzsanierung, Tiefenlockern oder Rollrasen für private Kunden gehören dazu. Das schnelle Grün, das sofort benutzbar ist, ist für viele ein Thema. Die langfristige Pflege ist ebenso wichtig – das muss nicht immer ein gepflegter Rasen sein, sondern kann auch eine Blumenwiese oder ein besser ernährtes Naturgrün sein, das für viele Kommunen ein Aushängeschild ist.
Wirtschaftsmacher.com: Sie haben vorher die zugehörigen Produkte angesprochen, das Thema Rollrasen ist schon gefallen. Was gehört noch zum Leistungsspektrum, von klassischer Sträucherpflege bis hin zu Hecken?
Alfred Maierhold: Unser Hauptaugenmerk liegt auf der Rasenpflege – das ist die Basis. Meine Mitarbeiter sind ausgebildete Gärtner und professionelle Pfleger. Wir kommen zu den Kunden, schneiden und pflegen zur richtigen Zeit und erklären auch, warum bestimmte Pflanzen nicht blühen oder warum man so und nicht anders schneidet. Das sind Details, die der Kunde oft nicht weiß oder im Internet nicht nachlesen kann. Wir unterstützen unsere Kunden sehr stark. Bei vielen Neubauten, wo die Erde grob von der Baufirma verteilt wurde, stehe ich gerne bereit, um mit einem Blatt Papier und Kugelschreiber zu skizzieren, wie ein Garten aussehen könnte. Ein großes Thema in den letzten zwei Jahren war der Poolbau. Viele haben sich einen Pool gegönnt, und dann ist die Erde oft der Schmutzfaktor. Um das zu vermeiden, legen wir oft 2 Meter Rollrasen am Rand, damit die Sonnenliege oder der Sonnenschirm Platz hat, und danach folgt die Einsaat. Es muss nicht immer Rollrasen sein, aber man kann natürlich Flächen nach Belieben gestalten – da gibt es keine Grenzen.
Wirtschaftsmacher.com: Ja, das ist klar. Durch die Medien geht immer wieder das Thema, dass unsere Sommer länger werden und die Hitzeperioden immer länger andauern. Wie kann ich meinen Rasen am besten darauf vorbereiten?
Alfred Maierhold: Die Wärmeperioden werden tatsächlich länger, und die Gräsersorten, die wir gewohnt sind – die sogenannten C3-Gräser –, können bis zu einer Bodentemperatur von etwa 23 Grad gut arbeiten. Steigt die Temperatur darüber, schaltet die Pflanze ab, wirft den Oberkörper um und geht gewissermaßen schlafen, weil sie mit dieser Temperatur nicht umgehen kann. Zum Glück gibt es aber auch C4-Gräser, die bis zu 28, 29 oder 30 Grad Bodentemperatur aushalten.
Wirtschaftsmacher.com: Was kann ich mir unter C4-Gras vorstellen?
Alfred Maierhold: In unseren Saatgutlagern gibt es Kategorien: Süßgräser und Sauergräser. C3-Gräser sind meist Sauergräser, C4-Gräser sind Süßgräser. Das sind Sorten, die eigentlich aus subtropischen oder tropischen Lagen stammen, wie man sie zum Beispiel in Dubai findet. Die halten Temperaturen von 40 bis 50 Grad aus. Es gibt mittlerweile gute Mischungen, die auch bei uns gut etablieren und als Ansaat oder Rollrasen verwendet werden können. Für den Kunden sind diese sehr leicht zu pflegen.
Wirtschaftsmacher.com: Das ist auch sehr wichtig, weil…
Alfred Maierhold: Es geht um die Erhaltung des Rasens. Man darf nicht erwarten, dass der Garten immer perfekt aussieht. Es wird immer wieder Phasen geben, in denen der Rasen oder der Garten nicht seine beste Seite zeigt, weil die Temperaturen zu hoch sind oder man nicht mehr gießen kann. Das sind aber meist nur kurze Phasen, zum Beispiel vier bis sechs Wochen, danach erholt sich der Garten wieder.
Wirtschaftsmacher.com: Und was kann der Kunde selbst dazu beitragen?
Alfred Maierhold: Grundsätzlich ist die Ernährung das Wichtigste. Man muss dreimal im Jahr düngen. Wenn die Pflanze keine Nährstoffe hat, kann sie sich nicht schützen. Ich kann die Nährstoffe so dosieren, dass sie auf Hitzeperioden vorbereiten. Dann geht es nicht mehr um Wachstum, sondern um Schutz. Kali-Magnesium-Dünger sind für den Sommer und auch für den Winter sehr wichtig, weil sie den Wasserhaushalt der Pflanze regulieren. Dann steht das Ganze unter einem guten Zeichen.
Wirtschaftsmacher.com: Wenn ich jetzt einen Garten zu Hause habe, worauf sollte ich genau achten? Bei welchen Anzeichen ist es schon so weit fortgeschritten, dass eigentlich nur noch ein Anruf bei Ihnen hilft?
Alfred Maierhold: Grundsätzlich sollte man immer mit einer Düngung starten.
Wirtschaftsmacher.com: Immer mit der Düngung beginnen?
Alfred Maierhold: Es gibt auch die Möglichkeit, Dünger mit Unkrautvernichter zu verwenden. Die gibt es am Markt.
Wirtschaftsmacher.com: Ist diese Kombination empfehlenswert?
Alfred Maierhold: Ja, aber das funktioniert nur bei bestimmten Unkrautarten. Das sind sehr einfache Wirkstoffe. Wenn zum Beispiel Klee oder Brennnessel vorhanden sind, funktioniert das gut. Bei spezielleren Unkräutern reicht der Wirkstoff nicht mehr aus, dann muss man andere Mittel einsetzen, die ich zur Verfügung stelle. Die bekommt der Kunde nicht einfach so, weil das in den Bereich der Spritzmittel fällt. Dafür braucht man einen Ausweis und eine Belehrung, um das sachkundig anwenden zu können. Da unterstütze ich den Kunden. Die Düngung ist immer der Start, dann schaue ich, wie der Bestand aussieht. Nach etwa drei Schnitten kann man Vertikutieren und Nachsäen, danach wieder düngen. Es wäre schlecht, wenn man gleich zu Beginn des Rasenjahres vertikutiert, bevor die Pflanze überhaupt Nährstoffe bekommen hat.
Wirtschaftsmacher.com: Das sind wichtige Faktoren. Also zuerst beleben und wachsen lassen, und wenn die Pflanze etwas gestärkt ist, kann man mechanische Bodenarbeiten durchführen. Und wenn der Kunde sagt, dass er das alleine nicht mehr schafft, ist der erste Weg, Sie zu kontaktieren?
Alfred Maierhold: Genau, die Kunden rufen an, das passiert im Frühjahr besonders häufig. Sie wollen, dass der Rasen irgendwann wieder top aussieht. Dann komme ich vorbei, mache eine Begutachtung, schaue mir die Verunkrautung oder andere Probleme an, prüfe den Boden – der sagt mir schon viel darüber, warum bestimmte Pflanzen da sind – und gehe mit dem Kunden das Projekt durch. Dann weiß der Kunde, wie lange es dauert, bis das Ziel erreicht ist, und wir starten gemeinsam. Wichtig ist: Ich kann mein Wissen und die Produkte liefern, aber der Kunde muss auch mitmachen.
Wirtschaftsmacher.com: Das ist immer Teamplay. Und dann funktioniert es auch. Sie betreuen Kunden von der Steiermark bis nach Kärnten und ins Burgenland.
Alfred Maierhold: Vieles geht auch telefonisch. Viele Kunden nutzen WhatsApp, schicken Fotos und schreiben: „Hilfe!“ Dann kann ich oft schon mit Fotos helfen, denn wir haben nicht nur gute, sondern auch schlechte Sachen, die in der Luft schwirren – zum Beispiel Pilzkrankheiten. Je nachdem, wie stark die Pilzkrankheit ist, kann ich sagen: „Passen Sie auf, ich komme vorbei“ oder „Das ist es, so gehen wir vor.“ Dann setzen wir schrittweise Maßnahmen, um das Problem zu lösen.
Wirtschaftsmacher.com: Das heißt, eine Ferndiagnose mit Bildern ist oft schon der erste Schritt.
Alfred Maierhold: Es gibt bestimmte Schadbilder, die zu bestimmten Zeiten auftreten. Rasenkrankheiten brauchen bestimmte Temperaturen, Bedingungen wie Taufeuchte, Morgenhitze, Hitzestand oder wenig Niederschlag. Da kann ich schon einordnen, was es ist. Manchmal ist es eine Mischinfektion, dann muss ich schnell kommen, weil es sonst zum Totalausfall führen kann.
Wirtschaftsmacher.com: Gibt es noch andere Punkte, bei denen der Kunde schon anrufen sollte?
Alfred Maierhold: Grundsätzlich kann jeder anrufen, das ist kein Problem. Ich muss nur schauen, dass ich alles bewältigen kann. Aber wenn wir bei 40 Prozent Unkraut und 60 Prozent Gras stehen, ist es höchste Eisenbahn. Dann schafft der Kunde das meist nicht mehr alleine und macht viele Fehler. Da ist es besser, er ruft an oder schickt ein Foto. Dann bin ich gerne bereit, zu helfen. Ich habe immer wieder Geschichten mit Schneeschimmel, der im Winter sehr aktiv war. Die Kunden sehen runde Flecken und sind verunsichert. Da sage ich: „Lass es mal leben, wenn es wieder lebt, können wir weiter machen.“ Es ist die Angst vor Ausfällen, aber das sind natürliche Vorgänge. Wenn man dranbleibt, braucht man mich eigentlich nur selten – meist nur zum Dünger holen. Bei uns in der Firma ist es so, dass die Ware vorbereitet ist. Der Kunde ruft an, ich muss nicht zwingend da sein. Er sagt, was er braucht, und holt es ab. Das funktioniert sehr gut. Es ist nicht mein Ziel, dass der Kunde abhängig von mir ist. Wir gehen immer miteinander, nie gegeneinander. Damit es gar nicht erst so weit kommt, ist ein früher Anruf sinnvoll.
Wirtschaftsmacher.com: Was würden Sie als letzten Tipp für jeden Hobbygärtner mitgeben?
Alfred Maierhold: Grundsätzlich ist Vertikutieren ein guter Tipp. Vertikutieren sollte man nur dann, wenn die Grasnarbe oder die Filzschicht so dicht ist, dass weder Luft, Licht, Wasser noch Nährstoffe in den Boden eindringen können. Eine einfache Fingerprobe: Man geht auf den Rasen, macht eine kleine Kreisbewegung, und wenn man die Erde sieht, sollte man nicht vertikutieren. Wenn die Filzschicht zu dicht ist, dann sollte man vertikutieren. Wichtig ist auch der regelmäßige Schnitt – mindestens ein bis zwei Schnitte pro Woche. Wenn man das nicht macht, braucht man gar nicht über einen schönen Rasen nachdenken. Wenn der Schnitt kurz ist, kann man das Schnittgut auch liegen lassen, das gibt Nährstoffe zurück an den Boden. Es dauert ein wenig, bis es abgebaut ist, aber so bringt man wieder Stickstoff in den Boden. Die Idee eines automatischen Mähroboters ist super, weil man sich dann nicht ständig um den Rasen kümmern muss. Die Geräte sind heute sehr gut. Wir setzen auf eine Geräteserie der Firma Kress. Wir können mit oder ohne Cover fahren, haben Flächensysteme mit 50 km Reichweite. Man ist unabhängig, braucht keine Antenne vor Ort, sondern installiert eine Ladestation nach Wunsch des Kunden. Dort wird eine digitale Karte auf dem Handy installiert, und dann kann man verschiedene Muster mähen – längs, quer, im Schachbrettmuster oder sogar mit Logo. Es gibt keine Grenzen.
Wirtschaftsmacher.com: Das ist sehr spannend. Herr Maierhold, vielen herzlichen Dank für die spannenden Einblicke in Ihr Unternehmen.
Weiter Informationen gibt es unter www.rasen-maierhold.at
Rasen Maierhold
Alfred Maierhold
Oedt 3, 8413 Ragnitz
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