Demenz ist längst ein Thema, das nicht nur Pflegeeinrichtungen betrifft, auch Unternehmen, Angehörige und sogar Menschen, die bislang kaum Berührungspunkte damit hatten, stehen zunehmend vor Unsicherheiten im Umgang mit Betroffenen. Radka Eder, Expertin für Demenzaufklärung und Gründerin von Fokus Demenz, setzt auf praxisnahe Schulungen und individuelle Beratung, um genau diesen Menschen Wege aufzuzeigen: Für mehr Akzeptanz, sichere Kommunikation und frühzeitiges Erkennen von Demenz.
Wirtschaftsmacher.com: Frau Eder, Sie machen Demenz sichtbar und setzen dabei auf Beratung und individuelle Schulungen. Wie sieht Ihre Arbeit im Alltag aus und welche Zielgruppen erreichen Sie?
Radka Eder: Auch wenn das Thema Demenz lange als reine Angelegenheit von Pflegeheimen galt, begleite ich heute sowohl Unternehmen und deren Führungskräfte als auch Privatpersonen, Angehörige und Pflegekräfte. Im Kern geht es um das Sensibilisieren für die ersten Anzeichen von Demenz und das Schaffen von Verständnis im Umfeld der Betroffenen. Die Formate reichen von Seminaren und Workshops bis zu maßgeschneiderten In-House-Trainings, immer mit echtem Praxisbezug.
Wirtschaftsmacher.com: Viele Menschen denken bei Vergesslichkeit zunächst an Stress oder Überforderung, besonders im Berufsleben. Wie gelingt es, hier wichtige Unterschiede im Umgang mit Demenz zu vermitteln?
Radka Eder: Das Wissen um die feinen Unterschiede zwischen Demenz und alltäglicher Vergesslichkeit ist noch wenig verbreitet, bei Führungskräften, aber auch im Kollegenkreis. Ich setze auf praxisnahe Beispiele, die zeigen: Demenz ist nicht einfach nur Vergessen, sondern hat vielfältige Ausprägungen, die sich an Verhalten, Kommunikation und Alltagsfähigkeiten zeigen können. In meinen Seminaren wird auch darauf eingegangen, wie Stress als Risikofaktor wirken kann und weshalb Frühzeichen von Demenz weder verharmlost noch dramatisiert werden sollten. Mein Ansatz ist, Unsicherheiten abzubauen und konkrete Handlungsalternativen aufzuzeigen.
Wirtschaftsmacher.com: Wie reagieren Unternehmen und Pflegekräfte auf Ihre Angebote, insbesondere auf das Thema Kommunikation mit Demenzpatienten?
Radka Eder: Gerade in Unternehmen ist die Resonanz oft überraschend positiv, weil viele Führungskräfte gar nicht damit gerechnet haben, im Berufsalltag mit demenzbedingten Situationen konfrontiert zu werden. Dabei zeigen aktuelle Untersuchungen, dass Demenz auch vor dem Arbeitsumfeld nicht Halt macht. Kommunikation ist hier der Schlüssel: Oft genügt schon ein verändertes Gesprächsverhalten, um Verunsicherung auf beiden Seiten zu reduzieren. Pflegekräfte wiederum schätzen meinen Methodenmix aus einfachen Aktivierungsübungen, empathischer Ansprache und authentischen Erfahrungen aus meiner langjährigen Praxis. Es geht immer um Verständigung, nicht nur im medizinischen, sondern vor allem im menschlichen Sinn.
Wirtschaftsmacher.com: Ein großer Teil Ihrer Arbeit zielt darauf, Demenzerkrankungen frühzeitig zu erkennen und das Umfeld zu stärken. Wie kann Sensibilisierung das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen konkret verbessern?
Radka Eder: Aufklärung ist der erste Schritt zu echter Unterstützung: Wenn Angehörige, Kollegen oder Pflegepersonal die verschiedenen Anzeichen von Demenz erkennen und wissen, wie sie darauf eingehen können, profitiert die gesamte Lebensqualität. Aktivierung, Teilhabe und respektvolle Kommunikation machen es möglich, dass Betroffene möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben führen. Deshalb ist der Wissenstransfer zu Symptomen, Handlungsmöglichkeiten und Prävention zentral. Ich arbeite daran, auch in der breiten Gesellschaft Berührungsängste abzubauen, damit Demenz nicht mit Stille und Ausgrenzung, sondern mit Würde und offenem Dialog begegnet wird.
Wirtschaftsmacher.com: Was treibt Sie persönlich an und auf welche Projekte dürfen Interessierte in nächster Zeit gespannt sein?
Radka Eder: Mein Ziel ist es, dass Demenz im deutschsprachigen Raum zu einem Thema wird, das nicht mehr tabubehaftet, sondern Teil einer informierten Gesellschaft ist. Neue Impulse hole ich mir regelmäßig im internationalen Austausch, zuletzt etwa durch einen Auftritt beim Expertenkongress in New York. Pünktlich zum Welt-Alzheimer-Tag ist mein Buch für Kinder „Oma hat den Montag vergessen“ erschienen, weil ich davon überzeugt bin, dass Aufklärung schon bei den Jüngsten beginnt. Parallel dazu baue ich eine Online-Akademie für Demenz-Wissen und eine Community für pflegende Angehörige auf. Das Buch ist auch für Erwachsene sehr hilfreich. Leser:innen berichten, dass sie durch die praxisnahen Geschichten zum ersten Mal mehr Verständnis und Sicherheit im Umgang mit Demenz gewonnen haben. Genau das ist mein Ziel: Mut machen und Handlungskompetenz vermitteln.
Weitere Informationen zu Seminaren, Online-Angeboten und der Community gibt es auf www.radkaeder.com und www.fokusdemenz.at.
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