Wirtschaftsmacher.com im Gespräch mit Norman Gänser über die Chancen und Herausforderungen von Online-Unterricht.
Wirtschaftsmacher.com: Herr Gänser, Sie haben mir vorab erzählt, dass Sie ursprünglich Schlosser gelernt haben – heute erreichen Sie mit Ihrer Guitarschool Hunderttausende online – was hat Sie auf diesen Weg geführt?
Norman Gänser: So hat alles angefangen – 500 € im Monat Lehrlingsentschädigung. Hab‘ dann die Schlosserlehre abgeschlossen (kleiner Wortwitz am Rande) und den Werkmeister gemacht. Aber ich hab‘ schnell gespürt: Das kann nicht alles sein.
Ich wollte meinen Traum verwirklichen. Also hab‘ ich mit 30 noch Gitarre und Pädagogik studiert, viel unterrichtet und nebenbei über Onlineunterricht geforscht. Viele in meinem Umfeld haben sich gedacht: „Was macht der jetzt? Will der nur noch Gitarre spielen? Womit will er sein Geld verdienen?“
Haha – und ein paar denken das wahrscheinlich bis heute. Aber es war die beste Entscheidung meines Lebens! Damit habe ich mich dann selbstständig gemacht.
Wirtschaftsmacher.com: Sie haben dann begonnen, Unterrichtsvideos aufzunehmen und später Onlinekurse entwickelt, oder wie kam es zu diesem Schritt in die digitale Welt?
Norman Gänser: Ich hab‘ schon immer Videos von den Stücken gemacht – und da lag’s nahe, irgendwann auch den Unterricht aufzunehmen. Außerdem hab‘ ich früh gemerkt, dass viele Schüler immer wieder dieselben Fragen stellen – gerade beim Einstieg ins Gitarrenspiel. Und da dachte ich mir irgendwann: Warum soll ich eigentlich jeden Tag dasselbe erklären?
So ist nach und nach mein erster Onlinekurs entstanden – und das war ein Wendepunkt in meinem Leben. Ich weiß noch genau, wie ich das erste Mal morgens aufgewacht bin, das Handy gecheckt hab‘ – und quasi über Nacht hatte jemand den Kurs gekauft. Das war ein richtig gutes Gefühl. Nicht nur wegen dem Geld, sondern weil ich gespürt hab: Das funktioniert – ich schaffe mir damit Zeit! Ich kann mein Wissen weitergeben, anderen wirklich helfen – und mir dadurch ein freies, selbstbestimmtes Leben aufbauen.
Wirtschaftsmacher.com: Viele glauben heute, es sei zu spät, in dieses Geschäft einzutreten. Wie sehen Sie die Entwicklung der Onlinekurs-Branche im Jahr 2025?
Norman Gänser: Das höre ich immer – aber: Wenn ich das damals auch geglaubt hätte, es ist schon zu spät, wäre ich heute nicht da, wo ich bin. Klar, es gibt schon recht viele Kurse. Aber gleichzeitig lernen über 1,5 Milliarden Menschen weltweit online – Tendenz steigend. Spätestens seit Corona haben sich Onlinekurse etabliert. Der Markt wird bis 2025 auf rund 345 Milliarden Euro geschätzt. Also nein – es ist nicht zu spät. Auch wer heute startet, hat eine riesige Chance. Voraussetzung ist eine gute Nische und eine klare Positionierung. Viele übersehen auch: Es geht längst nicht mehr nur um Lerninhalte. Die Leute kaufen auch den Menschen dahinter. Sie wollen eben Menschlichkeit – auch online. Jemanden, der sympathisch ist, der ehrlich erklärt, der greifbar. Nicht perfekt, und übertrieben, vor Sportwägen posierend, sondern echt.
Wirtschaftsmacher.com: Also ist der Mensch, der dahintersteht, der Schlüssel zum erfolgreichen Onlinekurs?
Norman Gänser: Es ist einer der entscheidenden Faktoren, das habe ich mit der Zeit immer mehr gemerkt, aber guter Inhalt und vor allem gutes Marketing gehören natürlich auch dazu! Nur sympathisch zu sein, ist nicht genug, um einen Onlinekurs zu verkaufen – denn nur einen Kurs zu haben, reicht nicht, wenn ihn keiner sieht. Du musst ihn auch vermarkten können – heute wichtiger denn je: über Social Media, über Empfehlungen und Bewertungen und durch eine klare Positionierung. Dann funktioniert’s.
Wirtschaftsmacher.com: Muss man schon viele Follower haben, um einen Onlinekurs erfolgreich zu verkaufen?
Norman Gänser: Klares Nein. Ich hab‘ das selbst erlebt. Meine ersten Kurse liefen schon, bevor ich virale Videos hatte oder große Reichweite auf Social Media. Der Erfolg kam nicht durch die Masse, sondern weil ich lernte, die richtigen Leute anzusprechen. Klar, so eine Reichweite ist hilfreich – Social Proof schadet nie. Aber du brauchst keine riesige Community, um einen Kurs zu verkaufen. Wenn du mit deinem Angebot einer klaren
Zielgruppe hilfst, reicht das oft völlig aus. Und genau das meine ich mit Positionierung: Mach nicht einfach „Yoga“, sondern zum Beispiel „Yoga für Frauen in der Schwangerschaft“ oder „nach der Geburt“. Je klarer dein Thema, desto besser fühlen sich die richtigen Menschen angesprochen. Die Leute suchen heute sehr gezielt in Nischen. Und genau da liegt die Chance.
Wirtschaftsmacher.com: Heute folgen Ihnen über 360.000 Menschen auf Instagram und mehr als 150.000 auf YouTube. Wie kam es dazu – und wie wichtig ist diese Reichweite inzwischen für Ihr Geschäft?
Norman Gänser: Ganz einfach. Ich wollte keine unnötige Zeit mehr mit Social Media verschwenden und hab‘ nach einer Lösung gesucht, wie man mit weniger Posts mehr Menschen erreicht. Es kostet vielen Unternehmern extrem viel Zeit, weil sie ständig Tipps bekommen wie: „Du musst dreimal am Tag posten, am besten morgens, mittags und abends.“ Oder: „Du musst täglich in die Story, alles teilen, immer sichtbar sein.“ Das stimmt alles nicht.
Heute weiß ich, was auf Social Media wirklich zählt – und das ist Watchtime. Wenn ich einen Tipp geben soll: Erstell Inhalte, damit deine Zielgruppe was davon hat. Die brauchen eine gute Hook, um überhaupt hängen zu bleiben – weil das Hirn alles, was unwichtig wirkt, sofort wegfiltert. Erzeuge Neugier.
Man kann sich auch an viralen Videos orientieren – wir haben viele analysiert. Wenn du verstehst, warum manche Inhalte funktionieren, dann kannst du das gezielt nutzen. Und dann klappt’s auch mit der organischen Reichweite. Natürlich ist Reichweite hilfreich – keine Frage. Sie sorgt für Vertrauen und Sichtbarkeit. Aber sie war nie der Startpunkt. Wenn du nur auf Zahlen schaust, verpasst du, worum es wirklich geht: echte Verbindung. Und die entsteht, wenn du klar zeigst, für wen dein Kurs gemacht ist – und das ehrlich rüberbringst.
Wirtschaftsmacher.com: Das interessiert an der Stelle sicher viele: Was machen diejenigen falsch, die keine Reichweite bekommen?
Norman Gänser: Es ist wie im auch im klassischen Marketing, kurz gesagt: Die meisten sprechen ihre Zielgruppe nicht klar genug an. Sie posten irgendwas – aber die Leute denken sich: „Hat das etwas mit mir zu tun?“ Viele gehen auch nicht auf konkrete Probleme, Schmerzpunkte oder Wünsche ein. Kein Bezug = kein Interesse. Der Content macht die Menschen nicht neugierig – denn oft ist er zu lang oder zu unklar. Nicht, wenn du nichts mehr hinzuzufügen hast, ist der Beitrag fertig – sondern wenn du nichts mehr weglassen kannst. Das ist der Unterschied, ob dein Content geklickt wird – oder eben nicht. Also immer fragen: Was kann ich weglassen, ohne dass der Inhalt an Wert verliert? Eine Frage kann auch mal offen stehen bleiben… Und was ich bei vielen auch sehe: Kein Call to Action. Sie posten einfach irgendwas – aber sagen nicht, was als Nächstes passieren soll. Jeder Post braucht ein Ziel. Willst du, dass jemand dir folgt? Dann sag’s. Willst du, dass jemand sich was runterlädt? Dann schreib das direkt rein. Ich erstelle meine Inhalte oft vom CTA aus gedacht. Nicht: „Was könnte ich heute posten?“ Sondern: „Was muss jemand sehen, damit er am Ende genau diesen Schritt macht?“ Das ändert alles.
Wirtschaftsmacher.com: Zum Schluss noch ein Blick nach vorne: Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz für alle, die heute einen Onlinekurs aufbauen wollen?
Norman Gänser: Eine riesige, vor allem in Sachen effizientes Arbeiten. Ich weiß genau, wie und wie sehr KI den gesamten Prozess vereinfachen kann – von der Kursidee bis zur Vermarktung. Aber: Viele scheitern, weil sie nicht wissen, wie sie strukturiert vorgehen sollen,
sodass sich der Kurs am Ende auch verkauft – wie sie das Ganze überhaupt vermarkten sollen, ohne aufdringlich zu wirken oder ständig auf Social Media präsent sein zu müssen. An dieser Stelle hilft keine KI, sondern Know-how und ein klarer Schritt-für-Schritt-Plan. Ich habe einen 7-Schritte-Onlinekurs-Erfolgsplan entwickelt, der genau diese Fragen beantwortet. Wenn die Grundlage steht, kommt KI ins Spiel. Mit dem KursKompass PRO™, einem einfachen KI-Tool, das ich entwickelt habe, unterstütze ich dabei, aus einer Idee oder Leidenschaft ein skalierbares Onlinekurs-Business zu machen – inklusive datenbasierter Zielgruppenanalyse, sämtlicher Inhalte, Landingpage-Texten und strategischer Content-Ideen für Social Media.
Aber entscheidend bleibt: Das Know-how, das im Kurs vermittelt wird, ist die Grundlage. Und auch wenn KI dabei unterstützt – im Mittelpunkt steht immer der Mensch, der den Kurs entwickelt. KI hilft lediglich, schneller und gezielter ins Tun zu kommen. Und wer diese Möglichkeiten heute richtig nutzt, verschafft sich einen echten Vorteil – weil es einfach wesentlich effizienter ist als mit Zettel, Word-Dokument und endlosen To-do-Listen.
Wirtschaftsmacher.com: Danke, Herr Gänser – für die ehrlichen Einblicke und die vielen praktischen Tipps. Da kann sich so mancher was abschauen.
Norman Gänser: Sehr gern.
Alles Weitere – inklusive Tools, Tipps und Kursaufbau – gibt’s auf meiner Website: www.digital-durchstarten.com.
Norman Gänser – Guitarschool
Tel.: +43 (0) 650 78 25 550
Email: norman@guitarschool.at