Heinz-Peter Bader/Getty Images News via Getty Images
Inhaltsverzeichnis:
Teilen:
Heinz-Peter Bader/Getty Images News via Getty Images
Gabriel Felbermayr gehört zu den wichtigsten Ökonomen Europas. Er analysiert, wie Handelsbeziehungen nicht nur die Wirtschaft, sondern auch Politik und Gesellschaft verändern. Seine Analysen zeigen, dass Europa in einer entscheidenden Phase steht. Offenheit, Unabhängigkeit und strategisches Denken werden über die Zukunft entscheiden.
Gabriel Felbermayr: Handel als Motor der europäischen Integration
Für Felbermayr ist Handel nicht nur Wirtschaft. Handel war der Motor für Europas politische Einigung. Er sieht den europäischen Binnenmarkt als das erfolgreichste Friedens- und Wirtschaftsprojekt der Welt. Durch Handel wuchsen ehemals verfeindete Staaten zusammen. Gemeinsame Märkte stärkten nicht nur den Wohlstand, sondern auch das Vertrauen zwischen den Ländern. Doch dieser Erfolg steht heute unter Druck. Globale Machtverschiebungen, Krisen und Protektionismus gefährden offene Märkte.
Veränderung der Handelsströme
Europa muss sich neu aufstellen. Alte Abhängigkeiten schwächen die Position auf dem Weltmarkt. Die folgende Statistik zeigt: Der Handelssaldo der EU schwankte in den letzten Jahren massiv. Besonders 2022 rutschte die EU in ein Rekorddefizit von minus 436 Milliarden Euro ab. 2024 erholte sich die Lage, der Handelssaldo liegt wieder bei 150,1 Milliarden Euro.
Felbermayr sieht diese Entwicklungen als Warnsignal. Nur durch Diversifizierung und neue Partnerschaften kann Europa seine wirtschaftliche Stabilität sichern.
Gabriel Felbermayr: Neue Partner braucht das Land
China, Russland und die USA dominieren weiterhin den globalen Handel. Felbermayr fordert, dass Europa neue Allianzen mit Staaten in Afrika, Asien und Südamerika aufbaut. Eine breite Handelspolitik mache Europa unabhängiger von geopolitischen Risiken und stärke gleichzeitig die eigene Innovationskraft. Nur wer neue Märkte erschließt, kann in der globalen Wirtschaft bestehen.
Exportstärke als Schlüssel
Felbermayr betont die zentrale Rolle des Exports für Europas Wohlstand. Gerade die deutsche Industrie lebt vom Außenhandel. Die folgende Statistik zeigt: Der Exportwert der EU wuchs 2022 um beeindruckende 17,9 %. 2023 fiel der Wert jedoch wieder um 9,1 %. Schwankungen dieser Art machen deutlich, wie sensibel Europa auf globale Entwicklungen reagiert.
Stabile und gut gesteuerte Handelsbeziehungen sind laut Felbermayr unverzichtbar, um solche Schwankungen besser abzufedern.
Leistungsbilanzen als Barometer
Felbermayr sieht die Leistungsbilanz als wichtigen Indikator für Europas Wettbewerbsfähigkeit. Die folgende Statistik zeigt: Die Leistungsbilanz der EU blieb über weite Strecken positiv. Im Januar 2025 lag sie bei 49 Milliarden Euro. Trotz Krisen und Verwerfungen behauptet sich die EU damit solide im internationalen Vergleich.
Eine starke Leistungsbilanz signalisiert, dass Europa noch immer mehr exportiert als importiert. Doch Felbermayr mahnt, sich nicht auf diesen Erfolgen auszuruhen.
Handel und strategische Souveränität
Für Felbermayr bedeutet moderne Handelspolitik mehr als nur Zölle und Freihandelsabkommen. Er fordert, strategische Souveränität zu stärken. Europa müsse eigene technologische Standards setzen, eigene Energiequellen erschließen und Lieferketten unabhängiger gestalten. Er sieht in einer strategisch gesteuerten Globalisierung die beste Antwort auf nationale Alleingänge und geopolitische Spannungen.
Gabriel Felbermayr: Europa muss seine Kräfte bündeln
Gabriel Felbermayr betont, dass Europa nur gemeinsam wirtschaftliche Stärke entfalten kann. Kleine nationale Alleingänge schwächen die Verhandlungsposition. Ein starker europäischer Binnenmarkt, gemeinsame Abkommen und koordinierte Strategien sind entscheidend. Europa müsse seine Interessen klarer definieren und mutiger vertreten, um im globalen Wettbewerb nicht ins Hintertreffen zu geraten.