Ralph Dommermuth verfolgt das Ziel eines eigenen 5G-Netzes. Vor Kurzem gelang ihm ein Sensations-Deal.
Ralph Dommermuth ist ein Mann mit Stärke. Aus einer kleinen Software-Börse in der Nähe von Montabaur (Rheinland-Pfalz) hat er sich in den letzten Jahren ein souveränes Hosting-Unternehmen aufgebaut, das Umsätze in Milliarden-Höhe generiert: United Internet.
Damit hätte er längst ausgesorgt und könnte sich bequem zurücklehnen. Doch der 59-jährige Deutsche ist ein Vollblutunternehmer mit großen Zielen. Und diese verfolgt er trotz einiger Hürden und Rückschläge konsequent.
Mit eigenem 5G-Netz will Dommermuth Telekommunikationsbranche aufmischen
In Deutschland verteilen sich die Anschlüsse im Mobilfunk auf drei große Netzbetreiber. Das Netz mit den meisten Anschlüssen ist aktuell das Mobilfunknetz von Vodafone. Im ersten Quartal des Jahres 2023 kommt Vodafone auf rund 73,5 Millionen Anschlüsse im eigenen Netz. Dahinter folgen die Deutsche Telekom und Telèfonica mit 56,1 Millionen Anschlüssen bzw. 44,4 Millionen Anschlüssen.
Dass Deutschland im Vergleich zu allen anderen europäischen Ländern von einer Handvoll Netzbetreibern dominiert wird, ist Ralph Dommermuth seit längerem ein Dorn im Auge. Bis zum Jahr 2030 will Dommermuth mit UnitedInternet die Hälfte der Bevölkerung mit seinem ganz eigenen 5G-Netz erreichen.
Der erste Schritt in die richtige Richtung gelang ihm 2014. Seitdem verfügt sein Unternehmen über ein eigenes Glasfasernetz. Im selben Jahr vergrößerte sich United Internet außerdem durch die Komplett-Übernahme des Telekommunikationsanbieters Versatel. Ein eigenes 5G-Netz sollte der logische nächste Schritt sein.
Ein leicht zu erreichendes Ziel hat sich Dommermuth damit nicht gesteckt. Immer wieder wurden ihm Steine in den Weg gelegt. Doch letztlich haben sich sein bekanntlich gutes Verhandlungsgeschick und seine Ausdauer ausgezahlt. Vor Kurzem ist ihm ein Mega-Deal mit Vodafone gelungen.
Sensationeller Deal mit Vodafone
Was zunächst aussichtslos schien, ist nun doch gelungen. Ab Herbst 2024 dürfen Kunden der United Internet-Tochter 1&1 das gesamte Vodafone-Netz in bester 5G-Qualität nutzen. Und das obwohl sich der Anbieter ebenso wie der spanische Konkurrent Telèfonica bis zuletzt gewehrt hatten. Keinesfalls wollte man einem Serviceprovider wie 1&1 Zugang zu dem hochwertig und kostenintensiv aufgebauten 5G-Netz verschaffen.
Nun wurde zumindest Vodafone schwach. Und genau in einer gewissen Schwäche vermuten Experten auch den Grund für den Sinneswandel. Denn obwohl Vodafone in Deutschland das Netz mit den meisten Anschlüssen stellt, belegt das Unternehmen bei den Umsatzanteilen nur den dritten Platz. Die Reihenfolge der Netzbetreiber und Service-Provider bezüglich der Umsätze im deutschen Mobilfunkmarkt stellt sich demnach wie folgt dar: Die Deutsche Telekom erwirtschaftet den meisten Umsatz, gefolgt von Telèfonica, Vodafone, Freenet und 1&1.
Durch den Deal mit 1&1 würde man sich nun wieder mehr Kunden und eine Besserung der Marktposition erhoffen, glauben Insider. Dies dürfte auch gelingen. Immerhin wechseln elf Millionen 1&1-Kunden von Teléfonicas O2 nun ins Vodafone-Netz.
So sieht der Deal im Konkreten aus: Der Vertrag sieht vor, dass 1&1-Kunden 18 Jahre lang über das Vodafone 5G-Netz surfen und telefonieren dürfen. Vodafone kassiert einen fixen Preis für jeden Prozentpunkt an Netzleistung, die Dommermuths Kunden in Anspruch nehmen. Dabei setzt man die Preise jährlich neu fest.
Über Ralph Dommermuth
Ralph Dommermuth ist gelernter Bankkaufmann, der schon früh einen Unternehmergeist entwickelte. Im Zuge der Revolution durch das Internet gründete er Ende der 80er-Jahre das Unternehmen 1&1, das sich zu einem der erfolgreichsten IT-Unternehmen in Europa entwickelte. Nach nur kurzer Zeit übernahm er als Vorstand der United Internet AG namhafte Branchenriesen wie GMX oder Web.de. Internationale Aufmerksamkeit lenkte der Segel-Fan, der selbst einen Segelschein und eine Yacht besitzt, 2005 durch die Gründung des ersten deutschen Teams innerhalb des renommierten Segel-Rennens America’s Cup auf sich. Er investierte mehrere Millionen in das Projekt und in Werbemittel.
1998 gelang der Börsengang mit 1&1 (innerhalb der Holding United Internet) und Ralph Dommermuth entwickelte sich zu einem der erfolgreichsten Manager der europäischen IT-Branche. Nach dem Börsengang erwarb er zahlreiche Firmenbeteiligungen.
Laut Forbes besaß Ralph Dommermuth im März 2018 ein Vermögen von 5,9 Milliarden Dollar und zählte damit zu den 300 reichsten Menschen der Welt. 2017 spendete er 500.000 Euro an die CDU, 2021 jeweils 100.000 Euro an die CDU und FDP.
Dommermuth wurde mehrfach ausgezeichnet, zuletzt als Entscheidungsmacher 2019 durch die Wirtschaftswoche und KPMG.
Auch sozial engagiert er sich. Im September 2006 gründete er die Stiftung United Internet for UNICEF mit dem Ziel, die Lebenssituation von Kindern und notleidenden Menschen durch die Einwerbung von Spenden zu verbessern. 2013 rief er gemeinsam mit dem früheren Außenminister Guido Westerwelle die Westerwelle Foundation ins Leben. Das erklärte Ziel: die internationale Verständigung zu fördern sowie Demokratie und Marktwirtschaft, Rechtsstaatlichkeit und Toleranz in sogenannten Aufbruchländern zu stärken.
Außerdem unterstützt er mit der Ralph und Judith Dommermuth Stiftung wohltätige Projekte und betreibt seit Anfang 2016 die Plattform Wir zusammen. Dort werden Projekte der Deutschen Wirtschaft zur gesellschaftlichen Integration von Flüchtlingen und zur Integration in die Arbeitswelt vorgestellt. Die Plattform wurde von 36 Firmen initiiert. Mittlerweile sind über 200 bekannte Unternehmen an Bord.