Sergey Levine, co-founder of Physical Intelligence, speaks during the Humanoids Summit in Mountain View, California, US, on Wednesday, Dec. 11, 2024. The summit features keynote addresses and live demos from global humanoid robot leaders. Photographer: David Paul Morris/Bloomberg via Getty Images
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Sergey Levine, co-founder of Physical Intelligence, speaks during the Humanoids Summit in Mountain View, California, US, on Wednesday, Dec. 11, 2024. The summit features keynote addresses and live demos from global humanoid robot leaders. Photographer: David Paul Morris/Bloomberg via Getty Images
Sergey Levine bringt Maschinen das Lernen bei – mit einem Ansatz, der nicht auf starre Regeln, sondern auf Erfahrung setzt. Der Forscher von der University of California, Berkeley, zählt heute zu den weltweit führenden Persönlichkeiten im Bereich maschinelles Lernen für Robotik. Seine Ideen prägen die Art, wie Roboter heute handeln und lernen. Statt klassischen Steuerbefehlen folgt Levine der Überzeugung, dass Maschinen durch Interaktion mit ihrer Umgebung klüger werden – ähnlich wie Kinder beim Spielen.
Lernen statt Programmieren
In vielen traditionellen Robotersystemen wird jeder Handgriff von Entwicklern genau vorgegeben. Levine geht einen anderen Weg: Er nutzt Reinforcement Learning, also Verstärkungslernen, bei dem Roboter durch Versuch und Irrtum lernen, welche Handlung zum Ziel führt. In einem seiner bekanntesten Projekte lernte ein Roboterarm, willkürlich geformte Objekte aufzunehmen, indem er immer wieder scheiterte – und daraus lernte. Diese Methode erlaubt Maschinen, flexibel auf neue Situationen zu reagieren.
Roboter verstehen durch Weltmodelle
Ein Kernbegriff in Levines Forschung ist das sogenannte World Model – eine Art inneres Bild, das Maschinen von ihrer Umgebung entwickeln. Statt bloß zu reagieren, sollen Roboter Prognosen darüber anstellen können, was als Nächstes passieren könnte. Das macht sie handlungsfähiger in unstrukturierten Umgebungen wie Haushalten oder Krankenhäusern. Die Vision ist eine neue Art von Intelligenz: Roboter, die verstehen, was sie tun – nicht nur funktionieren.
Forschung, die in die Praxis wirkt
Levine entwickelt nicht im luftleeren Raum. Viele seiner Forschungsarbeiten haben direkte Anwendungen in der Industrie, zum Beispiel in der Lagerlogistik, der Pflege oder bei Haushaltsrobotern. Große Tech-Unternehmen wie Google, Meta oder OpenAI arbeiten mit vergleichbaren Lernprinzipien, um Maschinen intelligenter zu machen. Besonders im Bereich autonomes Greifen, Putzen oder Navigieren werden seine Methoden mittlerweile breit eingesetzt.
Der Preis des maschinellen Lernens
Dass diese Technologien nicht nur komplex, sondern auch teuer sind, zeigt eine aktuelle Statistik zu den Trainingskosten großer KI-Modelle. Die Grafik vergleicht unter anderem die Kosten für das Training von Modellen wie ChatGPT-4 oder Gemini 1 – teils über 100 Millionen US-Dollar.
Auch wenn Levines Robotiksysteme im Maßstab kleiner sind, zeigt diese Zahl, wie hoch der Aufwand für maschinelles Lernen sein kann. Gerade die Kombination aus Daten, Rechenleistung und Zeit macht KI-Training zu einer anspruchsvollen Herausforderung.
Globale Forschungslandschaft: USA vorne – noch
Levine forscht in einem weltweiten Wettlauf. Denn nicht nur die USA investieren massiv in künstliche Intelligenz, auch China hat in den letzten Jahren aufgeschlossen. Eine neue Analyse zeigt, dass China in fünf Schlüsseltechnologien der KI und Datenverarbeitung inzwischen die USA überholt hat – darunter auch Robotik. Die Statistik verdeutlicht, wie stark der globale Wettbewerb ist – und wie wichtig es ist, Forschung wie die von Sergey Levine weiterhin zu fördern.
Wissen teilen als Prinzip
Neben seiner Forschungsarbeit engagiert sich Levine stark für offene Wissenschaft. Viele seiner Projekte sind öffentlich zugänglich, über Plattformen wie GitHub oder eigene Webseiten. Damit unterstützt er nicht nur Studierende und Forscher weltweit, sondern trägt auch zur Demokratisierung von Hochtechnologie bei. Sein Kurs CS285 – Deep Reinforcement Learning gehört zu den meistgenutzten Online-Lernressourcen im KI-Bereich und gilt als Referenz für alle, die maschinelles Lernen in die Praxis bringen wollen.
Sergey Levine als Wegbereiter der lernenden Maschine
Sergey Levine prägt die Zukunft der Robotik – nicht durch spektakuläre Maschinen, sondern durch die Idee, dass Intelligenz lernbar ist. Seine Roboter sind nicht perfekt, aber sie entwickeln sich ständig weiter. Sie fallen, sie scheitern – und lernen daraus. Das macht seine Arbeit so zeitgemäß. Sie ist ein Gegenentwurf zu statischen Maschinenbildern und ein Plädoyer für anpassungsfähige Systeme, die sich mit der Welt verändern können. Und genau darin liegt ihr Potenzial.