Steven Ferdman/Getty Images Entertainment via Getty Images
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Steven Ferdman/Getty Images Entertainment via Getty Images
Neri Oxman definiert Design und Architektur neu. Mit ihrem Ansatz der „Material Ecology“ vereint sie Biologie, Technologie und Ingenieurkunst, um Objekte und Umgebungen zu schaffen, die mit der Natur harmonieren. In ihrem neuen New Yorker Labor „Oxman“ zeigt sie ihre Vision und gestaltet eine nachhaltige Zukunft.
Ein außergewöhnlicher Werdegang
Neri Oxman wurde 1976 in Haifa, Israel, geboren und wuchs in einer Familie auf, die Kunst, Architektur und Wissenschaft liebte. Ihr Vater war Architekt, ihre Mutter eine Künstlerin, was ihren interdisziplinären Ansatz früh prägte. Sie studierte zunächst Medizin an der Hebrew University in Jerusalem, bevor sie sich entschied, ihre Leidenschaft für Architektur zu verfolgen.
Oxman absolvierte ihr Architekturstudium am Technion – Israel Institute of Technology – und später am Architectural Association School of Architecture in London. Danach zog sie in die USA, um am Massachusetts Institute of Technology (MIT) zu promovieren. Dort gründete sie 2010 die Mediated Matter Group am MIT Media Lab, wo sie den Begriff „Material Ecology“ prägte und eine völlig neue Richtung in Design und Architektur etablierte.
Ihre akademische Laufbahn und ihre Forschung sind international anerkannt. Sie hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter den prestigeträchtigen Earth Award für nachhaltige Innovationen und wurde von Fast Company zu einer der 100 kreativsten Persönlichkeiten der Welt ernannt.
Material Ecology: Ein Weg zur Symbiose
Material Ecology basiert auf der Idee, dass Design nicht gegen die Natur arbeiten sollte, sondern mit ihr. Neri Oxman beschreibt ihre Arbeit als ein Verschmelzen des „Menschen-Gemachten“ mit dem „Natürlich-Gewachsenen“. In ihrem früheren Projekt „Silk Pavilion“ etwa arbeiteten Seidenraupen und Roboter zusammen, um eine Struktur zu weben. Ähnlich integrierte sie in anderen Projekten lebendige Materialien wie Melanin und Bakterien, um Architektur und Design organisch zu gestalten.
In ihrem neuen Labor geht sie noch weiter. Neri Oxman und ihr Team entwickeln Produkte, die vollständig biologisch abbaubar sind. Die von ihr verwendeten Materialien, darunter Polyhydroxyalkanoate (PHAs), werden von Bakterien produziert, die natürliche Ressourcen verarbeiten. Das Ziel ist eine Null-Abfall-Politik: Alles, was geschaffen wird, kann am Ende seines Lebenszyklus wieder in den Kreislauf der Natur zurückgeführt werden.
Revolutionäre Produkte: Schuhe aus PHA
Ein konkretes Beispiel für diese Denkweise ist die Entwicklung von Schuhen aus PHAs. Diese werden mithilfe von 3D-Druck hergestellt und benötigen weder Kleber noch zusätzliche Montagen. „Kein Zusammenbau, keine chemischen Kleber – nur biokompatible Materialien“, erklärt Oxman. Die äußere Schicht der Schuhe bietet Stabilität, während das Innere auf die Bewegungen des menschlichen Körpers abgestimmt ist. Es ist ein Beispiel für die Verschmelzung von Funktionalität und Nachhaltigkeit.
Eden: Nachhaltige Städteplanung
Neben der Entwicklung von Produkten arbeitet Neri Oxman auch an groß angelegten Projekten wie dem „Eden“-Konzept. Hier nutzt sie Software zur Simulation ökologischer Umgebungen, um urbane Architektur zu gestalten, die positive Auswirkungen auf die Natur hat. Ein Beispiel ist die Zusammenarbeit mit der australischen Goodman Group, um Gebäude zu entwickeln, die jährlich dutzende Kilotonnen CO₂ binden und Lebensräume für bedrohte Tierarten schaffen.
Ein Highlight des Eden-Projekts ist ein computergestützter Turm, der mit Vegetation und ökologischen Zonen ausgestattet ist. Das Gebäude ist so programmiert, dass es die Biodiversität fördert und als Modell für nachhaltige Städteplanung dient.
Wissenschaft trifft Kunst
Oxmans Arbeit steht an der Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft. Ihre Designs sind nicht nur funktional, sondern auch ästhetisch. Ihre Werke wurden im MoMA in New York und im Centre Pompidou in Paris ausgestellt. Ein Projekt, „Mushtari“, zeigt tragbare Strukturen, die lebende Mikroorganismen enthalten und durch die menschliche Atmung angetrieben werden. Es verdeutlicht, wie Oxman lebende Systeme in ihre Arbeit integriert.
Ihre neue Einrichtung in New York umfasst ein 36.000 Quadratmeter großes Studio mit Hightech-Laboren. Dazu gehören ein Wet Lab, ein Robotics-Labor und eine Architekturwerkstatt. Hier arbeitet ein Team aus 133 Forschern, Ingenieuren und Designern an Projekten, die von molekularem Design bis hin zur Stadtplanung reichen.
Eine Vision für die Zukunft
Oxmans langfristiges Ziel ist es, eine nachhaltige Zukunft zu gestalten, in der Produkte und Umgebungen vollständig mit der Natur interagieren. „Ich träume von einem Tag, an dem Schuhe zu essbaren Beeren werden und Rechenzentren Ökosysteme wiederaufforsten können“, erklärt sie.