Katrina Lake gründete Stitch Fix und veränderte das Einkaufserlebnis für Millionen.Ihr Weg zeigt, wie Mut zur Lücke und ein klarer Fokus ein Geschäftsmodell weltweit skalieren können.Heute steht sie wieder an der Spitze – mit einem klaren Ziel: Das Unternehmen zukunftsfest machen.
Die Idee von Katrina Lake: Fashion auf Bestellung, aber smart
Katrina Lake hatte nie vor, Modedesignerin zu werden. Stattdessen faszinierte sie, wie Daten das Verhalten von Menschen beeinflussen. Während ihres MBA-Studiums in Harvard kam ihr die Idee, Modeberatung digital und datengetrieben neu zu denken. Sie wollte ein Problem lösen, das viele kennen: Kleidung einkaufen ist oft stressig, zeitaufwendig und wenig individuell.
Also kombinierte sie zwei Welten: Stilgefühl und Algorithmen. Kunden füllen einen detaillierten Fragebogen aus, der Informationen zu Körperform, Stilvorlieben und Preisniveau sammelt. Eine Software verarbeitet diese Daten und schlägt passende Outfits vor, die dann von Stylisten geprüft und versendet werden. Der Kunde probiert zu Hause an, behält, was gefällt und schickt den Rest zurück.
Das Modell traf einen Nerv. Es war bequem, persönlich und vor allem überraschend treffsicher. Lake baute Stitch Fix von einer Idee am Küchentisch zu einem Unternehmen mit über dreitausend Mitarbeitern auf.
Der Aufstieg: Katrina Lake mit Baby zur Börse
Sechs Jahre nach der Gründung wagte Lake den Schritt an die Börse. Sie war zu diesem Zeitpunkt die jüngste Frau, die je ein Unternehmen in den USA öffentlich machte. Der Moment war ikonisch. An der NASDAQ-Glocke stand sie mit ihrem einjährigen Sohn auf dem Arm – ein Bild, das weltweit für Aufsehen sorgte. Es zeigte, dass unternehmerischer Erfolg und Familie sich nicht ausschließen müssen.
Stitch Fix wurde zur Erfolgsgeschichte. Die Umsätze stiegen, das Geschäftsmodell überzeugte Anleger und Kunden. Besonders in Zeiten des wachsenden Onlinehandels punktete das Unternehmen mit seiner Mischung aus Mensch und Maschine.
Der Bruch: Rücktritt im vollen Lauf
Trotz des Erfolgs entschied sich Lake 2021, als CEO zurückzutreten. Sie wollte mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen und sich auf strategische Themen konzentrieren. Der Wechsel an der Spitze verlief ruhig. Ihre Nachfolgerin, Elizabeth Spaulding, kam aus der Beratung und brachte Erfahrung im Digitalgeschäft mit.
Doch der Markt veränderte sich. Die Pandemie hatte das Kaufverhalten verschoben. Menschen bestellten weniger Kleidung, pendelten weniger ins Büro und trugen häufiger Jogginghose statt Blazer. Das traf auch Stitch Fix. Die Zahl der aktiven Kunden sank deutlich.
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Der Neustart: Rückkehr in der Krise
Anfang 2023 übernahm Lake erneut das Ruder. Die Lage war ernst. Die Umsätze stagnierten, Investoren wurden ungeduldig. Lake reagierte schnell. Sie kündigte an, 20 % der Stellen zu streichen. Auch ein großes Logistikzentrum wurde geschlossen. Die Entscheidungen fielen ihr nicht leicht, waren aber notwendig.
Sie formulierte ein klares Ziel: zurück zu den Wurzeln. Weniger Experimente, mehr Fokus auf das Kerngeschäft. Die Plattform sollte einfacher werden, die Produktauswahl kuratierter und die Kommunikation mit den Kunden persönlicher.
Die Strategie von Katrina Lake: Daten, aber mit Gefühl
Lake glaubt an Daten – aber sie weiß auch, dass Mode mehr ist als Statistik. Deshalb setzt sie auf das Zusammenspiel von Algorithmen und echten Menschen. Ihre Stylisten bekommen Zugang zu Kundenfeedback, können Entscheidungen anpassen und Empfehlungen personalisieren. Die Maschine liefert Vorschläge, der Mensch entscheidet.
Dieses Modell ist nicht billig, aber wirksam. Kunden fühlen sich verstanden, nicht bloß vermessen. Die Rücksendequote liegt niedriger als im klassischen Onlinehandel. Das spart Kosten.
Diversität als Erfolgsfaktor
Katrina Lake setzt sich für Vielfalt ein – nicht nur im eigenen Unternehmen, sondern auch in der Modebranche. Sie startete ein Förderprogramm für Designer, die bisher unterrepräsentiert waren, vor allem Schwarze und indigene Kreative. Sie sieht Vielfalt nicht als „Nice-to-have“, sondern als Businesschance. Denn je besser ein Unternehmen die Gesellschaft widerspiegelt, desto besser versteht es seine Kunden.
Der Ausblick: Nicht weniger, sondern besser
Im Juni 2023 trat Lake erneut als CEO zurück – diesmal mit Plan. Sie übergab an Matt Baer, einen ehemaligen E-Commerce-Chef. Lake bleibt Executive Chairperson. Sie will sich auf strategische Partnerschaften konzentrieren, junge Gründer unterstützen und die Zukunft des Unternehmens mitgestalten.
Stitch Fix steht vor Herausforderungen. Der Markt ist härter geworden, Kunden sind vorsichtiger, Konkurrenz wächst. Aber Lake hat bewiesen, dass sie Wandel kann. Sie hat ein Unternehmen gegründet, skaliert, verlassen, zurückerobert und neu ausgerichtet. Diese Fähigkeit zur Anpassung ist ihr größtes Kapital.
Fazit
Katrina Lake ist eine erfolgreiche Gründerin und Gestalterin. Ihr Weg zeigt, wie Daten, Empathie und Mut zur Entscheidung zum Erfolg führen. Ihre Geschichte verdeutlicht, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen und mit neuer Kraft immer wieder neu zu denken.