David Levenson/Getty Images Entertainment via Getty Images
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Kate Raworth, eine renommierte Wirtschaftswissenschaftlerin, prägte den Begriff Donut-Ökonomie. Diese Theorie bezieht sich auf die Existenz planetarer und sozialer Grenzen und identifiziert in ihrer Berücksichtigung einen sicheren und gerechten Handlungsraum für die menschliche Zivilisation.
Die Vision der Donut-Ökonomie
Die Donut-Ökonomie basiert auf dem Konzept planetarer und sozialer Grenzen. Was heißt das konkret? Die negativen Auswirkungen wie Klimawandel und der Verlust der Artenvielfalt müssen vermieden werden. Daher dürfen die planetaren Grenzen nicht überschritten werden. Die Überschreitung der sozialen Grenzen darf aber gleichzeitig auch nicht passieren.
Ziel ist es, dass die gesamte Menschheit innerhalb dieses „Donuts“ leben kann, um Klimakrise und soziale Deprivation zu verhindern. Dieser Ansatz ersetzt die traditionelle Zielvorgabe eines kontinuierlichen Wirtschaftswachstums durch einen Fokus auf das menschliche Wohlergehen. Raworth erklärt auf ihrer Website, dass die Donut-Ökonomie darauf abzielt, allen Menschen wesentliche Lebensgrundlagen zur Verfügung zu stellen, während gleichzeitig die lebenserhaltenden Systeme der Erde nicht überstrapaziert werden sollen. Diese beiden Anforderungen bilden den Rahmen, innerhalb dessen sich das wirtschaftliche Leben bewegen soll.
Ein Modell mit Kreisen: Die visuelle Darstellung der Donut-Ökonomie
Die Donut-Ökonomie illustriert ihre Theorie anhand von zwei Kreisen, was sie optisch von anderen Wirtschaftsmodellen unterscheidet. Im äußeren Kreis symbolisiert die ökologische Decke die natürliche Begrenzung, die nicht überschritten werden darf. Diese Grenzen wurden von Wissenschaftlern des Resilience Center der Universität Stockholm definiert und berücksichtigt. Der innere Kreis repräsentiert das gesellschaftliche Fundament, das Netz der sozialen Absicherung.
Hier sollen grundlegende Bedürfnisse wie Nahrung, Gesundheit und soziale Gerechtigkeit für alle Menschen gewährleistet sein. Der Raum zwischen den beiden Kreisen bildet den sicheren Bereich, in dem Menschen ein gutes Leben in Einklang mit der Natur führen können. Die Donut-Ökonomie strebt nach dieser idealen Situation, die ein sicheres und gutes Leben in einer intakten Umwelt ermöglicht.
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Die Rezeption der Theorie von Kate Raworth
Seit ihrer Einführung wird Raworths Theorie viel diskutiert und gelobt. George Monbiot bezeichnete sie als die „John Maynard Keynes des 21. Jahrhunderts“, da sie eine Neuausrichtung der Wirtschaft ermöglicht. Das Donut-Modell wird als aktivierend und wirkungsorientiert betrachtet und fördert ein evidenzbasiertes Denken. Die praktische Umsetzung der Donut-Ökonomie wird weltweit in verschiedenen Städten erprobt, darunter Amsterdam, Birmingham, Bad Nauheim und Krefeld.
Praktische Umsetzung der Donut-Ökonomie
Amsterdam hat gemeinsam mit Raworth ein Konzept für den Umbau der Stadt- und Wirtschaftsentwicklung gemäß den Prinzipien der Donut-Ökonomie entwickelt. Ziele des Vorhabens sind ein schonender Umgang mit Ressourcen und die Sicherung der Grundbedürfnisse der Menschen. Auch in Birmingham wurde eine Adaption auf Quartiersebene, das Neighbourhood Doughnut, erprobt. In Deutschland planen weitere Städte und Gemeinden die Orientierung an der Donut-Indikatorik.
Die Donut-Ökonomie kritisch betrachtet
Mit der Donut-Ökonomie setzt sich die Fachwelt kritisch auseinander. Einigen gehen die Veränderungen nicht weit genug. Ein Beispiel hierfür ist der südamerikanische Umweltschützer Eduardo Gudynas, der die Donut-Ökonomie nicht als ausreichend nachhaltig betrachtet.
In einem Oxfam-Artikel betonte er, dass der Ansatz noch zu stark von westlichen Wertvorstellungen geprägt sei. Seiner Meinung nach müsse eine wirklich nachhaltige Entwicklung damit beginnen, die Rechte und die gestaltende Kraft der Natur anzuerkennen. Er verwies auf die neue Verfassung von Ecuador, die die Artenvielfalt im Land als geistiges Eigentum gesetzlich schützt.
In der Debatte um das Wirtschaftswachstum gibt es ebenfalls unterschiedliche Meinungen. Der Wirtschaftsprofessor Steven Horwitz kritisiert, dass Kate Raworth die Rolle des Wirtschaftswachstums unterschätzt. Seiner Ansicht nach ist Wachstum notwendig, um Armut und Umweltschäden zu verringern sowie den Bildungsstandard zu heben und die Lebenserwartung zu erhöhen.
Die Donut-Ökonomie ist jedoch nicht allein mit ihrer Wachstumskritik. Mehrere alternative Wirtschaftstheorien stellen die These des fortwährenden Wachstums als Motor für Wohlstand in Frage, darunter die Gemeinwohl-Ökonomie oder die Postwachstumsökonomie.
Wie sich die Donut-Ökonomie umsetzen lässt
Die Donut-Ökonomie will die Strukturen der Wirtschaft von Grund auf umbauen und erfordert daher auch ein Umdenken in der Gesellschaft. Dazu gehört das Entwickeln von Denkansätzen für alternatives Konsumverhalten, um die Überlastung natürlicher Ressourcen zu verringern.
Einige Beispiele für praktische Umsetzungen sind die Förderung einer gemeinschaftsorientierten Wirtschaft, in der soziale Arbeit anerkannt und belohnt wird, sowie die Förderung von Konzepten wie Kreislaufwirtschaft und nachhaltiges Design, um den Verbrauch innerhalb der Grenzen der Belastbarkeit zu halten.
Die Donut-Ökonomie strebt auch danach, Unternehmen dazu zu bringen, sich nach sozialen und ökologischen Werten auszurichten, indem sie beispielsweise Indikatoren für gesellschaftlichen Fortschritt anstelle von reinem BIP-Wachstum vorschlägt.
Kate Raworth hat mit der Entwicklung der Donut-Ökonomie wahrscheinlich zu sehr wichtigen Diskussionen und Umsetzungen beigetragen, die den Einklang von Natur und Mensch verbessern.